Die alten analogen Stromzähler werden allmählich verdrängt.
Hohe Stromrechnungen dank Smart Meter
In den USA häufen sich die Klagen über Stromzähler mit Internetanschluss. Zu ungenau seien die Geräte, beklagen die Nutzer – meistens stark zu Gunsten der Stromanbieter.
Elektronische Stromzähler verdrängen so nach und nach die alten analogen Systeme mit der rotierenden Scheibe und dem mechanischen Zählwerk. Aber was passiert, wenn sie nicht
richtig funktionieren? Dann explodiert die Stromrechnung. In Kalifornien geht die Sache jetzt vor Gericht. Der Rentner Pete Flores verklagt seinen Energieversorger Pacific Gas and
Electric und lässt sich von dem Anwalt Michael Louis Kelly vertreten. „Herr Flores ist einer von den vielen Leuten, die zu Hause nichts geändert haben. Er führt ein sehr geregeltes Leben. Sofort nach Installation des intelligenten Stromzählers verdoppelte sich seine Stromrechnung ohne Änderung seines Stromverbrauchs.“
Bei Michael Louis Kelly haben sich inzwischen sogar einige Dutzend Stromkunden mit Rechnungen gemeldet, die ebenfalls jeden Rahmen sprengen.
„Wir sehen das als System. Der intelligente Zähler ist eigentlich ein Messgerät zum Messen der elektrischen Energie, die vom Energieversorger ins Haus geliefert wird. Ein gesondertes System überträgt die Informationen über den Verbrauch zurück zu Pacific Gas and Electric. Und ein gesondertes System erledigt die Abrechnung. So könnte es sein, dass alle oder einige
Kombinationen dieser verschiedenen Funktionen nicht richtig arbeiten.“
Der Energieversorger PG&E wehrt sich und geht in die Offensive. Jede einzelne Kundenbeschwerde will PG&E gewissenhaft prüfen. Allerdings sei der Juli im letzten Jahr auch außergewöhnlich heiß gewesen. Die Kunden haben eifrig ihre stromfressenden Klimaanlagen benutzt. In einer Pressemitteilung lobt PG&E sein Smart-Meter-Vorhaben trotz aller Kritik.
Michael Louis Kelly bleibt jedoch misstrauisch.
„Zu den Dingen, die unsere gegenwärtigen Zeugen tun wollen, gehört die Einrichtung eines analogen Zählers, Seite an Seite mit dem System des intelligenten Zählers. Beide werden getrennt abgerechnet. Um dann zu sehen, was am anderen Ende dabei herauskommt.“
Exakt dieses Verfahren schlägt auch PG&E seinen misstrauischen Kunden vor. Der Energieversorger hat inzwischen sogar eingeräumt, dass 50.000 der 5,5 Millionen installierten Zähler aufgrund technischer Defekte falsche Daten lieferten, und hat sich dafür öffentlich entschuldigt. Ein Szenario, das auch in Deutschland denkbar wäre, weil auch hier neue elektronische Zähler die alten mechanischen Geräte verdrängen. Henry Blume vom Bremer Energieversorger SWB-Gruppe: „Für den Kunden wird eine Plausibilitätsprüfung gemacht bei der jährlichen Ablesung, ob denn der Energieverbrauch wieder so zustande gekommen ist wie auch in den vergangenen Jahren. Der Kunde hätte die Möglichkeit, nach wie vor eine Befundprüfung zu beantragen, falls er denn den Verdacht hat, dass sein Zähler nicht das misst, was er messen sollte.“
Im Gegensatz zum amerikanischen Modell bekommt der Bremer Zähler übrigens auch in künftigen Zeiten noch den Besuch vom Ableser, der sich den Zählerstand notiert. Auf ein Rechnernetz zum automatischen Erfassen der Zählerdaten wird verzichtet. Warum dann
eigentlich neue Zähler? „Sie entsprechen der neuen Gesetzgebung, dass wir letztendlich seit 1.1 dieses Jahres elektronische Zähler laut Energiewirtschaftsgesetz, Paragraph 21b einsetzen müssen.“
Gesetzliche Vorschriften müssen eben eingehalten werden. Und für den Kunden soll es ja nur von Vorteil sein. Ein Zusatzgerät zum Zähler sorgt künftig für die Übermittlung detaillierter Verbrauchsdaten auf den heimischen PC, zum Zwecke der Energieeinsparung; na denn: Mal sehen, wie sich das auf die Rechnung auswirkt. Das kann man in der „Sonnenzeitung“ 1/11 nachlesen!
Bestimmte Zählertypen von digitalen Zählern, in Kombination mit einem trafolosen Wechselrichter sind quasi überfordert. Technisch liegt das Problem darin, dass eine Funktionsstörung de Zähler dann auftritt, wenn der
angeschlossene Wechselrichter einen relativ hohen taktfrequenten Rippelstrom über den Zähler in das Niederspannungsnetz einspeist. Dieser taktfrequente Rippelstrom liegt bei den meisten Wechselrichtern im normativen nicht regulierten Frequenzbereich zwischen 3kHz und 150 kHz. Auch für digitale Zähler liegen in diesem
Frequenzbereich keinerlei EMV-Anforderungen vor.
In der Praxis bedeutet das, dass der digitale Zähler falsch misst und bis zu 80% weniger anzeigt.In Österreich wird diese Problematik aber nicht ausreichend in der Energiewirtschaft diskutiert. Denn stellenweise bauen Netzbetreiber digitale Zähler ein, die für Zählerstörungen in Deutschland bekannt sind. Bei Mindererträgen einer Photovoltaikanlage ist es ratsam, nicht nur die Module und Wechselrichter zu kontrollieren, sondern auch den Zähler. Vor allem bei Abweichungen zwischen den Messwerten des Wechselrichters und des Zählers muss angenommen werden, dass der Zähler eine
Funktionsstörung aufweist, wenn der Installateur einen einwandfreien Betrieb des Wechselrichters bestätigt.
Für die Besitzer einer Photovoltaikanlage gilt beim Blick auf den Einspeisezähler daher die Devise:
Vertrauen ist gut Kontrolle besser!
Von Holger Bruns